Würzburg: Curt Kabitzsch (A. Stuber's Verlag), 1910. — 65 S., XXI Bl. Mit 1 Übersichtskarte und 20 Tafeln, enthaltend 27 Lagepläne und 227 Abbildungen. — (Mannus-Bibliothek, 4).
orliegende Arbeit, das Ergebnis langjähriger, mühevoller Untersuchungen, ist als ein Beitrag zur Heimatkunde unseres Kreises gedacht. Tief im Herzen wurzelt jedem Menschen die Liebe zur Heimat, die aus der innigen Vertrautheit mit den gesamten heimischen Natur-und Kulturverhältnissen erwächst, und die den Grundstock bildet für die Liebe zum Vaterlande, zum eigenen Volke und zum angestammten Herrscherhause. Sinnend geht der denkende Mensch den Rätseln nach, welche ihm die Heimat in ihren oft so wunderbaren Natur- und Kulturverhältnissen vorlegt. Zu den geheimnisvollsten Rätseln dieser Art gehören unsere Burgwälle.
Rätselhaft sind sie in vielfacher Beziehung, schon inbetreff des Namens, der bei uns zumeist Burgwall, seltener Hünenwall lautet. Ihre im allgemeinen geringe Grösse und Ausdehnung reimt sich nicht mit dem Namen Hünenwall (Hüne — Riese) und lässt sie wenig geeignet erscheinen als Schutzburgen. Auffällig ist bei uns ihr ständiges Auftreten an Gewässern und in Sümpfen. Merkwürdig sind ferner die verschiedenartigsten Funde auf ihnen und in ihrer Umgebung: Tongefässe und Gefässscherben, den verschiedensten Zeiten angehörend und auf die mannigfachste Weise verziert; Stein-, Bronze-, Eisen- und Knochenwerkzeuge; Geweihe; Menschen- und Tierknochen, die langen Röhrenknochen oft gespalten; Feuerherde, gebrannter Hüttenlehm, Bernsteinperlen, Münzen, Götzenbilder; in der Umgebung Pfahlbauten, Opfersteine, Begräbnisplätze. Oft sind diese Stätten von wunderbaren Sagen umwoben, während geschichtliche Quellen bei uns fast gänzlich fehlen. Seltsam ist die spätere Benutzung der Burgwälle zur Errichtung von Ritterburgen, in unserm Kreise wiederholt nachweisbar. Offen sind immer noch die Fragen, wer eigentlich die Erbauer dieser merkwürdigen geschichtlichen Denkmäler waren — ob Germanen oder Wenden — ferner in welcher Zeit sie errichtet wurden, und vor allen Dingen, welchem Zwecke sie gedient haben : ob sie nämlich Flieh- oder Schutzburgen (Burg von bergen abgeleitet), ob sie Kriegsschanzen, ob sie die Wohnsitze wendischer Fürsten, oder ob sie heilige Stätten, Opferstätten, gewesen seien.