Dieck Alfred. Die europäischen Moorleichenfunde (Hominidenmoorfunde). 1

Neumünster: Karl Wachholtz Verlag, 1965. — 135 S., 1 Abb., 4 Taf. — (Göttinger Schriften zur Vor- und Frühgeschichte. Band 5).Zu den Aufgaben der Vorgeschichtsforschung gehört es, neben der Beschreibung, der formenkundlichen, chronologischen und materiellen Bearbeitung der Bodenfunde den Versuch zu unternehmen, die soziologische, wirtschaftliche und geistigseelische Welt derjenigen Menschen aufzuhellen, die einst die Gegenstände schufen oder jetzt selbst in mehr oder weniger gut erhaltenem Zustand geborgen werden.
Viele Gegenstände und Körperreste finden sich im mineralischen Boden. Sie haben der Vorgeschichtswissenschaft seit langem geholfen, manche Probleme zu lösen.
Wesentlich aufschlußreicher aber als Funde im mineralischen Boden sind solche im Moor und Anmoor, da die Moorsäuren unter besonders günstigen Umständen sonst völlig vergängliche Gegenstände und Körper in erstaunlicher Weise zu konservieren vermögen. Sie lassen hierbei eine Welt wieder leibhaftig vor unseren Augen erstehen, die schon seit Jahrhunderten, in vielen Fällen sogar seit Jahrtausenden meist fast spurlos verschwunden ist.
Unter diesen Moorfunden ziehen besonders die Körperfunde von Menschen ihr Augenmerk auf sich. Dies mag daran liegen, daß wir ihnen - als einst uns selbst gleiche Lebewesen - von Natur aus eine besondere Anteilnahme entgegenbringen. Dieses auffallende Interesse zeigte sich schon bei der ersten, einer mittelalterlichen, Nachricht über einen derartigen Fund. Es hat bis heute nicht nachgelassen und reizt immer wieder Forscher, dieses Problem zu behandeln...
Der erste Band stellt sich als Aufgabe, einen - mehr statistisch gehaltenen - Überblick über das bei Literaturstudien und Museumsreisen in fast allen Ländern Europas erarbeitete Material darzubieten und einen Bericht über die Geschichte der Forschung und Deutung der Hominidenmoorfunde zu geben.