Gustav Lübbe, 1978. — 227 S.
Tausende von Besuchern waren es, deren Begeisterung die Ausgrabungen
in Vindolanda ermöglichte - Besucher, für die die Nordwestgrenze des Römerreichs
so weit im Norden Britanniens noch immer etwas Staunenerregendes
hat. Ihnen, all diesen Besuchern, ist dieses Buch gewidmet. Es versucht,
die Arbeiten in Vindolanda in einen größeren Zusammenhang
einzuordnen, in den Gesamtrahmen des Programms zur Erforschung der römischen
Nordgrenze auf britischem Boden; gleichzeitig will es Resümee
alles dessen sein, was in den ersten sechs Grabungsjahren in Vindolanda an
Forschungsarbeiten geschah.
Solange die Römer im Land blieben, war der Festung und der -zivilen« Ansiedlung
eine lange, wechselvolle Geschichte beschieden. Sie begann bereits,
ehe der Hadrianswall entstand. Ich werde versuchen, die Abfolge der
einzelnen Siedlungsphasen klarzumachen, einen Eindruck von der Fülle
des Materials zu vermitteln, das bisher hier zum Vorschein kam, und einen
Begriff davon zu geben, wie unser Bild der nichtmilitärischen Bewohner
Vindolandas, der vicani Vindolandesses, durch dieses Material geprägt wird.
Fraglos spielt dabei der beachtliche Schrifttafel-Fund aus der Zeit vor Kaiser
Hadrian (d. h.: vor 117 n. Chr.) eine gewichtige Rolle, doch auch Münzen,
Altäre, Statuetten, Gemmen, Textilien, Lederwaren, Keramik und organisches
Material jeder Art, die den Grabungsort als außergewöhnlich ertragreich
ausweisen, tragen - je nach ihrer Art - zu dem Gesarntmosaik bei. Insbesondere
was römische Bauweisen angeht, ließen sich einige unserer
Hypothesen anhand baulicher Rekonstruktionen hadrianischer Steinmauern
und Grassodenwälle testen. Doch auch neue Theorien tauchten bei den
jüngsten Grabungen auf, deren Prüfung Sache künftiger Forschung sein
wird.