Philipp von Zabern, 1992. — 74 S. — (Antike Welt: Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte 23).
Dem Mosaikenschmuck einer Kirche in Rom, die von ihrer zeitlichen Stellung am
Übergang von der Spätantike zum frühen Mittelalter steht, gleich ein eigenes
Sonderheft von ANTIKE WELT zu widmen, mag auf den ersten Blick ungewöhnlich
erscheinen. Gewiß gibt es auch in Rom Gotteshäuser, die uns ältere Mosaiken
überliefen haben, gewiß gibt es auch bekanntere Kirchen, wie beispielsweise die
ebenso auf dem Esquilin gelegene und nur etwa 200 Meter von Santa Prassede
entfernte Kirche Santa Maria Maggiore.
Dennoch wurde Santa Prassede, die Kirche der heiligen Praxedis, zum Thema dieses
Sonderheftes. Dies hat mehrere Gründe, vor allem jenen, daß der Mosaikenschmuck
des Sakralbaues 1987 komplett gereinigt, restauriert und dabei auch vollständig
aus allernächster Nähe photographisch dokumentiert worden ist. Diese Aufnahmen von
Franz Schlechter liegen auch dem üppig illustrierten Sonderheft von ANTIKE WELT
zugrunde. An ansprechenden Motiven herrschte dabei kein Mangel. Immerhin gilt
Santa Prassede, was ihre Mosaiken angeht, als eine der besterhaltenen spätantik-frühmittelalterlichen
Anlagen Roms. Die Apsis nebst Stirnwand, der Triumphbogen
und vor allem die annähernd quadratische Zenokapelle an der Ostseite der Hauptkirche
verfügen noch nahezu komplett über ihr ursprüngliches Dekorationsprogramm -
ebenso wie der Kirchenbau selbst von Papst Paschalis I. in Auftrag gegeben und
zwischen 817 und 824 geschaffen.
Dem Mosaikenkenner wird bereits beim Betrachten der Bilder, dem interessierten
Laien spätestens durch die Erläuterungen im Text vor Augen geführt, daß Motive und
Kompositionen der Mosaikenszenen auf bewußt frühchristliche Vorbilder und
Gedanken zurückgreifen, und damit stehen wir wieder inmitten der «Antiken Welt»,
auch wenn dies anfänglich aufgrund der «späten» Entstehungszeit der Kirche
Santa Prassede nicht danach aussah.