Böhlau Verlag, 2022. — 900 p. — (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe 66).
Von der Atlantikküste über den Nordrand der Eifel bis an die obere Weichsel wurden überall im höchsten Kreis des europäischen Mittelalters die exotischsten Tiere zum Geschenk gemacht. Einer der ältesten und beachtenswertesten Belege stammt aus dem beginnenden 9. Jahrhundert. Zu jener Zeit erreichte ein gewisser Abul Abaz die ehrwürdige Stadt Aachen. Abul Abaz – ein Elefant – war ein Geschenk des indischen Kalifen Hārūn ar-Rašīd für Karl den Großen.1 Auch die in karolingischer Zeit stattfindenden Treffen der Päpste mit den Kaisern veranschaulichen, dass bereits die frühmittelalterlichen Spitzen der Welt Schenken als ein diplomatisches Instrument betrachteten.2 Der Machtanspruch, der auf dieser Ebene herrschte, schlug sich in der Wahl der Geschenke nieder. Nicht ohne Grund spielten in dieser staatstragenden Gesellschaftsschicht zahlreiche Tiere eine Rolle, die aufgrund ihrer majestätischen Erscheinung genau der Hochachtung entsprachen, die den Mächtigsten gebührte. Dementsprechend stellte das 1406 nach Krakau überführte Löwenpaar, das dem König Wladislaw Jagiello von Piero Picorano überlassen wurde, ein wahrhaft königliches Geschenk dar.3 Der Agent der Medici hoffte, auf diese Weise im Königreich Polen Handelsfreiheiten eingeräumt zu bekommen.