Zürich: Ammann Verlag, 2003. — 637 р.
Ossip Mandelstam ist ein Mythos. Er gilt in Rußland und weltweit als Märtyrer der Poesie, der für seine Dichtung mit dem Leben bezahlte. Vor allem bekannt ist er als politisch Verfolgter und als Autor eines scharfen, den "Seelenverderber" Stalin entlarvenden Gedichts. Sein Tod unter entwürdigenden Umständen 1938 in einem Zwangsarbeiterlager bei Wladiwostok hat entscheidend zu seinem Ruhm beigetragen.
Mandelstam als Gulag-Häftling, als Stalin-Opfer, als Opfer totalitärer Macht im 2o.jahrhundert: Dies ist nicht selten das exklusive Bild von diesem Dichter.
Mandelstam eignet sich wie kein zweiter russischer Dichter zur Figur einer Heiligenlegende. Frühe Berufung, Armut, Verfolgung, Martyrium und später Triumph in der Nachwelt. Alle Elemente der Heiligenlegende liegen auf der Hand. Mandelstam ist eine Verkörperung der Poesie bis hin zum Klischee vom bitteren irdischen Leidensweg des wahren Dichters.